Feuerlöscher sind überwachungsbedürftige Druckgeräte und können gefährlich werden, wenn eine solche Überwachung in Form einer regelmäßigen Instandhaltung und einer wiederkehrenden Kontrolle nach Betriebssicherheitsverordnung ausbleibt. Feuerlöscher bestehen aus unterschiedlichen Werkstoffen wie Stahl, Messing, Gummi und Kunststoff, welche sich im Laufe der Jahre durch verschiedene Umwelteinflüsse verändern und schadhaft werden können. Wenn die notwendigen Prüfungen auf Einsatzbereitschaft und Anwendersicherheit nicht oder nicht mehr durchgeführt werden, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es knallt.
Statistik der Jahre 1986 - 1991
Dass aus der Benutzung überalterter Feuerlöscher schwere bis tödliche Verletzungen resultieren können, belegt die hier links abgebildete Statistik, welche ich für Euch einmal ordentlich abgetippt habe. Die Hersteller sind mir bekannt, doch habe ich auf eine Nennung bewusst verzichtet. Ich sage hierzu nur soviel, dass Geräte aller bekannten Hersteller betroffen sind und keiner von ihnen überproportional häufig vertreten ist.
Die gemeldeten Unfälle beziehen sich auf den Zeitraum von 1986 bis 1991 und obwohl diese Auswertung nun auch schon fast 30 Jahre alt ist, zeigt sie doch ein eindeutiges und unmissverständliches Bild: Je älter die Feuerlöscher, desto gravierender die Verletzungen!
Drei der insgesamt 13 aufgeführten Unfälle endeten tödlich und es verwundert nicht, dass die hierfür verantwortlichen Feuerlöscher mit 30 - 45 Jahren auch die ältesten waren. Zwei der Geräte stammten noch aus den 1940ern (!) und einer aus den ausgehenden 1950ern. Dreht man die Uhr jetzt vor bis ins Jahr 2015 bedeutet dies, dass alle Feuerlöscher, welche zwischen 1970 und 1985 hergestellt worden sind, eine mitunter tödliche Gefahr darstellen können - früherer Baujahre sowieso! Weiterhin fällt auf, dass alle tödlichen Unfälle sowie die überwiegende Anzahl derjenigen mit Schwerverletzten mit sog. Aufladelöschern passiert sind.
Besondere Gefährdung durch Aufladelöscher
Überalterte und nicht geprüfte Aufladelöscher sind aufgrund ihrer Bauweise besonders gefährlich, da das für den nötigen Betriebsdruck erforderliche Druckgas in einer separaten Druckgasflasche gespeichert und erst unmittelbar vor dem Einsatz in den Löschmittelbehälter geblasen wird; hierdurch können der Behälter oder die Armatur durch den plötzlichen Druckanstieg auf 18 bar bersten. Hauptursache für die große Gefahr eines Zerknalls bei Inbetriebsetzung - d.h. beim Aufdrehen der seitlichen Druckgasflasche oder beim Anstechen der inneliegenden Treibgaspatrone über Schlagknopf oder Druck- bzw. Zughebelarmatur - sind die unterschiedlichen Materialstärken und -zusammensetzungen von Löschmittelbehälter und Treibgaspatrone. Während der Löschmittelbehälter - sprich der Feuerlöscher selbst - aus ca. 2 mm dünnem, geschweißtem oder noch gefalztem Stahlblech gefertigt ist, besteht die Druckpatrone aus 10 mm dickem, nahtlosem Stahl, wodurch sie viel widerstandsfähiger ist - vor allem dann, wenn sie sich gut geschützt im Inneren des Löschmittelbehälters befindet. Zudem ist die abzudichtende Fläche nur sehr klein, sodass sich hieraus oft eine unheilvolle Konstellation aus marodem Löschbehälter und völlig intakter Druckpatrone ergibt. Ich entleere für meine Sammlung auch regelmäßig die alten Feuerlöscher und bisher waren die Druckpatronen sämtlicher Aufladelöscher, welche ich im Laufe der Zeit auf meiner Werkbank hatte, immer noch unter vollem Betriebsdruck!
Die Abbildung zeigt verschiedene Aufladelöscher der Jahre 1962, 1969 und 1987. Während man dem Pi 6 von 1962 (links) und auch dem Pi 6 G von 1969 (mittig) ansieht, dass sie schon älter sind, macht der P 6 SG von 1987 rechts noch ganz den Eindruck eines modernen Feuerlöschers; doch der Schein trügt! Auch dieses Gerät ist fast 30 Jahre alt und kann Euch beim Aufdrehen der seitlichen Druckgasflasche um die Ohren fliegen!
Die Druckwelle, welche ein Feuerlöscher entfaltet wenn er mit 18 bar auseinanderfliegt, ist gewaltig und führt zum Reißen von Lunge und anderen Organen. Eine noch viel größere Gefahr geht allerdings von der Armatur aus, denn meistens ist es dieser Teil, welcher aufgrund von platzenden Überwurfmuttern oder reißender Ventilkörper abpfeift und den Nutzer dabei fast immer am Kopf trifft.
Der Grund für diese oft tödliche Präzision liegt in der niedrigen Höhe der Feuerlöscher und im natürlichen Bewegungsablauf des Menschen. So ein Aufladelöscher ist zwischen 60 und 70 cm hoch und um ihn aufzuladen, muss man irgendendwo draufschlagen, dran ziehen oder drehen. Dieser Schritt erfolgt immer, wenn der Löscher auf dem Boden steht. Da man sich hierfür zu dem Gerät herunterbeugen muss, befindet sich der Kopf dabei automatisch über Armatur und Ventilkörper. Probiert es mal aus und greift mit ausgestreckter Hand nach etwas, was sich am Boden befindet - dem Arm folgt dabei unweigerlich der Kopf, welcher sich dann genau in der Schusslinie befindet und hierzu habe ich gleich noch ein interessantes und eindrückliches Praxisbeispiel.
Gefahren durch Dauerdrucklöscher
Ich war gleichermaßen erstaunt wie erschrocken darüber, dass in der von mir zitierten Statistik über Unfälle mit Feuerlöschern auch einige Dauerdrucklöscher auftauchen. Nach einigem Nachdenken bin ich allerdings zu dem Schluss gekommen, dass diese Geräte nur durch die Einwirkung von mechanischer Gewalt oder Hitze zerknallt sein können - etwa dann, wenn sie dem Nutzer aus der Hand gerutscht, von der Wand gesegelt oder im Auto bei sommerlicher Hitze zu heiß geworden sind. Letzteres könnte insbesondere für den in der Statistik aufgeführten 2 kg-Löscher zutreffen, welcher dem Fahrer vielleicht unversehens unter dem Fahrersitz um die Ohren bzw. um den Hintern geflogen ist.
Dauerdrucklöscher enthalten kein Kohlendioxid als Treibgas sondern Stickstoff, welches wesentlich unempfindlicher gegen einen Temperaturanstieg ist. Dennoch - auch hier ist bei 60 °C Schluss und der Löscher bekommt langsam dicke Backen. Wie Ihr vermutlich aus eigener Erfahrung wisst, kann der Sommer das Auto in einen Backofen verwandeln und da ist so ein Autolöscher gar nicht mal so ungefährlich. Dauerdrucklöscher stehen unter einem permanenten Druck von 15 bar und können bei Benutzung eigentlich nicht bersten. Auf mechanische Gewalt reagieren sie allerdings empfindlich, weswegen sie nur mit Vorsicht behandelt werden sollten.
Das Bild zeigt Dauerdrucklöscher von 1972, 1981 und 1990 und gerade in Privathaushalten aus dieser Zeit findet man solche Löscher noch sehr oft - ungeprüft selbstverständlich!
Beispiele aus der Praxis: Aufladelöscher
Am 30. Dezember 2014 brach aufgrund eines Topfes mit überhitztem Fett ein Küchenbrand aus, welcher von einem Anwohner des Hauses mit einem Feuerlöscher einzudämmen versucht worden ist. Als er den Löscher in Betrieb setzen wollte, platzte die Überwurfmutter und die Armatur schoss mitsamt Treibgaspatrone in die Zimmerdecke.
Ich habe Bilder gesehen und bei dem eingesetzten Feuerlöscher handelte es sich um einen 12 kg Pulver-Aufladelöscher der Marke GLORIA vom Typ Pi 12 G. Dem Aufdruck sowie den schwarzen Standnocken nach zu urteilen, war es ein Modell aus dem Jahre 1974. Der hier links abgebildete Feuerlöscher ist ein 1979er Modell aus meiner Sammlung und dient nur zur Veranschaulichung. Der eingesetzte Feuerlöscher war zum Zeitpunkt des Unglücks bereits 40 Jahre alt und passt somit genau in die Statistik. Der Instandhaltungsnachweis des Feuerlöschers wies das Jahr 2005 als Zeitpunkt der letzten Instandhaltung aus - eigentlich auch ein Ding der Unmöglichkeit, da GLORIA-Feuerlöscher nach 20 Jahren auszusondern sind. 2005 war der Pi 12 G jedoch schon 31 Jahre alt und hätte gar nicht mehr instandgehalten werden dürfen! Da ist vermutlich so einiges an Ärger auf den Sachkundigen zugekommen, doch das ist ein anderes Thema...
Ja - hier ist genau das passiert, wovor ich immer warne! Der Feuerlöscher war total überaltert und ist bei Inbetriebsetzung auseinandergeflogen - glücklicherweise gab es keine Verletzten, da der Hausbewohner auf Anweisung seines Schutzengels wohl eine irgendwie unnatürliche Körperhaltung beim Ziehen des weißen Handgriffs eingenommen hat und ihn die hochschießende Armatur deshalb verfehlte.
Zur Veranschaulichung habe ich für Euch mal so eine Pi-Armatur ausgebaut, damit Ihr seht, dass es eben nicht nur der weiße Griff ist, der einem entgegenfliegt! Mit dazu gehören der Ventilkörper mit Überwurfmutter sowie Blasrohr und Kohlendioxid-Treibgaspatrone. Bei Inbetriebsetzung eines solchen Aufladelöschers drückt ungefähr ein Gewicht von 1 Tonne gegen die Armatur und wenn dabei die Überwurfmutter platzt, die das ganze Ding mit zig Gewindegängen am Löscher hält, könnt Ihr Euch ungefähr vorstellen, was dann los ist. Die geht ab wie eine Rakete! Die ganze Armatur wiegt ca. 2 kg und wenn Ihr davon am Kopf - meistens im Gesicht - getroffen werdet, dann ist der Ofen aber endgültig aus! Wenn das Teil abgeht, zermalmt es alles, was sich ihm in den Weg stellt!
Dieses Teil hier ist natürlich der absolute Hammer und ein Paradebeispiel für einen hochgefährlichen Feuerlöscher. Diesen "Feuerlöscher" habe ich zufällig im Vorbeigehen entdeckt und den musste ich musste natürlich fotografieren! Er hängt im Außenbereich einer Garagenanlage und war mal ein GLORIA PA 6 GD - erkennbar am Rest der Armatur und dem weißen Kragen. Dieser Typ Löscher wurde von 1978 bis 1983 gebaut, vermutlich innerhalb dieses Zeitraums dort installiert und dann sich selbst überlassen. Wind, Wetter und Vandalen haben ihm ordentlich zugesetzt. Der rote Druckhebel ist weg, der Schlauch abgerissen und einfach über den Ventilstutzen gestülpt. Der Lack ist verwittert, der Siebdruck gänzlich verschwunden und der Behälter im unteren Bereich total verrostet.
So - jetzt mal im Ernst: Dass man dieses Ding nicht einmal anfassen sollte, sieht jeder und man muss hierfür auch kein Experte sein. Wenn Ihr so etwas irgendwo findet, dann lasst bloß die Finger davon, denn so ein verrottetes Ding ist hochgefährlich, wenn es noch unter Druck steht. Ich vermute mal, dass die Dichtung auch weggegammelt und der Löscher mittlerweile drucklos ist, doch wirklich sicher kann man sich hier nie sein! Dieser Dauerdrucklöscher oder besser gesagt das, was von ihm übrig geblieben ist, kann jederzeit unversehens hochgehen und stellt somit eine erhebliche Gefahr da - auch ohne, dass irgendwer daran herumfummelt!
Ich hoffe, dass ich Euch in diesem Artikel die Gefährlichkeit überalterter Feuerlöscher anhand meiner Ausführungen deutlich machen konnte. Eine genaue Aufstellung, welche Feuerlöscher gefährlich sind, kann ich Euch natürlich nicht geben - das ist unmöglich und wäre in jedem Falle lückenhaft, auch wenn ich jetzt hier noch 20 Seiten schreibe. Ein paar Anhaltspunkte kann ich Euch jedoch geben und Ihr solltet in jedem Falle die Finger von Feuerlöschern lassen, die
- Ihr in alten Industrieruinen oder sonstwo vorfindet
- jahrzehntelang in Eurem Keller hängen
- jahrelang nicht geprüft worden sind
- aufgrund ihrer Gestaltung antiquiert aussehen
- sichtbar beschädigt sind
- verrostet oder verwittert sind
- DIN-Bezeichnungen im Aufdruck tragen (z.B. DIN-TROCKEN)
- keine Angaben zum Rating (z.B. 34A / 183B / C) im Aufdruck besitzen
Überalterte Feuerlöscher sind kein Spielzeug uns stellen keinen wirksamen Schutz dar! Solche Löscher in Betrieb zu setzen ist lebensgefährlich! Aus diesem Artikel können vielleicht auch alle diejenigen einen Nutzen ziehen, die einen alten Feuerlöscher als Deko in der Wohnung haben. Alte Feuerlöscher sind wunderschön, keine Frage, doch solltet Ihr es tunlichst vermeiden, Euch einen noch vollen Löscher hinzuhängen - vor allem Dann, wenn Kinder im Haushalt sind!
©. Menzel 2015
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen