Montag, 23. Juli 2012

Wenn der Blitz einschlägt... Schutz bei Gewitter

Das Wetter ist in den letzten 20 Jahren immer extremer geworden und es vergeht mittlerweile kaum mehr ein Sommer ohne erdrückend schwüle Tage und schwere Gewitter. Gerade die Gewitter sind es, welche in den letzten Jahren an Häufigkeit und Intensität stark zugenommen haben und von welchen eine große Gefahr ausgeht. Am gefährlichsten sind dabei zweifelsohne die Blitze, welche jedes Jahr zahlreiche Gebäude in Brand setzen, Menschen verletzen oder sie sogar töten.
Blitze haben ein unglaubliches Zerstörungspotential, da bei ihrem Einschlag innerhalb von 0,02 Sekunden bis zu 100.000.000 Volt bei mehreren 10.000 Ampere freigesetzt werden. Die Luft im Blitzkanal erhitzt sich dabei auf bis zu 30.000 °C und alles, was mit diesem gewaltigen Lichtbogen in Berührung kommt, verdampft und verbrennt auf der Stelle.

Anzeichen für ein Gewitter
Um sich bei einem Gewitter schützen zu können, muss man die drohende Gefahr zunächst einmal erkennen und wissen, was sich da in der Ferne zusammenbraut und dann schnell näher kommt. Ein hohes Gewitterpotential besteht in den Monaten Juni, Juli und August - immer dann, wenn die Umgebungsluft mit Wasserdampf gesättigt ist und hohe Lufttemperaturen herrschen. Die Temperaturen erreichen in solchen Fällen Werte zwischen 25 und 35 °C und die relative Luftfeuchtigkeit beträgt in Relation zur Temperatur 30 bis 60 %. Wenn also die Kleidung am Körper klebt, die Luft zäh ist wie Gummi und man das Gefühl hat, von der Hitze regelrecht erdrückt zu werden, dann liegt Unheil in der Luft. Die in Bodennähe befindliche, feuchtwarme Luft beginnt in die Atmosphäre aufzusteigen und wenn sie dabei pro 100 Höhenmeter um mehr als 0,65 °C abkühlt, spricht man von einer labil geschichteten Atmosphäre. Durch die Temperaturabnahme kondensieren die feuchten Luftmassen und es bilden sich Quellwolken, aus denen dann ein Gewitter entstehen kann.
Bis es zur ersten Wolkenbildung kommt, vergehen allerdings einige Stunden, da erst genügend feuchtwarme Luft aufsteigen muss. Dieser Prozess beginnt in den Morgenstunden über die Mittagszeit hinweg bis in den Nachmittag hinein. Gewöhnlich wird die Luft an solch einem Tag in den frühen Nachmittagsstunden etwas diesig und die Sonne scheint hinter einem Schleier verborgen zu sein - der Himmel ist jedoch noch überwiegend blau. Nur hier und dort zeigen sich einige weiße Wölkchen oder in der Ferne mal ein Wolkenband. Am Himmel scheint noch alles entspannt zu sein, doch der Schein trügt. Während es nun am Boden unerträglich heiß und die Luft zum Schneiden ist, bilden sich die ersten Quellwolken, die rasch zu regelrechten Gewittertürmen (Cumulonimbus) in in die Höhe schießen. Nun gilt es, den Himmel genau zu beobachten. Bleiben die Wolken in der Ferne, nimmt das Gewitter einen anderen Weg. Verfinstert sich hingegen der Himmel, kommt es genau auf einen zu - und zwar schnell. Ein Gewitter besteht aus einzelnen Zellen und es ist nur sehr schwer vorherzusagen, welchen Weg es nimmt und wo es sich entlädt. Daher sind die Beobachtung des Himmels sowie die herrschenden Begleitumstände wie Wind, Regen und dergleichen besonders wichtig.

Entfernung des Gewitters--> Informationen folgen

Verhalten bei Gewitter im Freien
Am gefährlichsten ist ein Gewitter, wenn man davon im Freien überrascht wird. In einer solchen Situation besteht Lebensgefahr und Ihr solltet so schnell wie möglich Schutz suchen. Doch Vorsicht! Wählt Euren Unterschlupf sorgsam und bedenkt dabei, dass Ihr Euch hauptsächlich vor den Blitzen schützen müsst und nicht vor dem Regen. Oft wird die erstbeste Gelegenheit zum Unterstellen benutzt, doch das kann gefährlich sein. Es ist gar nicht so lange her, dass drei Frauen in einem Unterstand auf einem Golfplatz vom Blitz erschlagen wurden - ebenso ein Mädchen wenige Tage später, das bei einem Gewitter unter einem Baum Schutz suchte.
Diese Fälle zeigen, dass Unterstände in freiem Gelände keinen Schutz bieten und Bäume schon gar nicht. Im Gegenteil: Da sie sich durch ihre Höhe deutlich von der Umgebung abheben, sind sie sogar ein bevorzugtes Ziel für Blitze und die Geschichte zeigt, dass Bäume öfter getroffen werden als andere Gegenstände. Die vermeintliche Weisheit "Buchen sollst Du suchen, Eichen sollst Du weichen." ist nicht nur völliger Unsinn, sondern auch eine lebensgefährliche Lüge und Falschaussage! Einem Blitz ist es ziemlich egal, in welchen Baum er fährt. Er wählt ihn vorher auch nicht nach seiner Art aus. Vergesst diesen Quatsch ganz schnell und haltet Euch bei Gewitter möglichst fern von Bäumen aller Art! Steht auch nicht in der Nähe von Bäumen! Dass ein Blitz vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, ist ebenfalls Blödsinn - in Wäldern seit Ihr nämlich auch nicht sicher.

Schutz suchen
Wenn Ihr im Freien überrascht werdet und sich in der Nähe ein sicherer Unterstand befindet (z.B. feste Gebäude, Auto), dann nehmt die Beine in die Hand und bringt Euch in Sicherheit! Am Sichersten seid Ihr tatsächlich im Auto. Die Karosserie bildet einen Faradyischen Käfig, welcher der Blitzstrom um Euch herum leitet. Ihr dürft allerdings kein Metall berührern oder am Radio herumspielen. Falls Ihr wirklich weit draußen sein solltet und sich weit und breit keine sichere Unterstellmöglichkeit befindet, dann meidet Anhöhen und begebt Euch in tieferes Gelände. Sucht Euch einen möglichst tiefen Punkt (Mulde, Graben) und geht in die Hocke. Legt Euch auf keinen Fall hin! Ihr müsst Euren Körper möglichst klein machen, damit einem eventuellen Blitzstrom so wenig Körperfläche wie möglich geboten wird. Falls Ihr Euch im Wasser befindend, solltet Ihr da schnellstmöglich rauskommen! Spannt auch keine Schirme auf und benutzt Euer Handy nur im äußersten Notfall!

Verhalten bei Gewitter in Gebäuden
Falls Ihr Euch bei einem Gewitter in einem festen Gebäude befindet, dann braucht Ihr Euch um Euer leben keine direkten Sorgen mehr machen, denn dort seid Ihr halbwegs sicher vor dem gefährlichen Blitzstrom. Das Gebäude ist es jedoch nicht. Die häufigsten Schäden, die durch einen Blitzschlag auftreten, sind Brände, Überspannungsschäden an elektrischen Geräten sowie beschädigtes Mauerwerk durch explodierte Leitungen und Verteilerdosen.
Wenn der Blitz in ein Gebäude einschlägt, dann wird in den meisten fällen das Dach getroffen. Die dadurch entstehenden Schäden können unterschiedlich sein. Wenn z.B. die Fernsehantenne oder die Satellitenschüssel getroffen wird, hat der Blitz Zugang in das Kabelnetz des Hauses und zerstört nicht nur mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alle dort angeschlossenen Geräte, sondern auch weitere Verbraucher, die nicht mit diesem Netz verbunden sind. Der Grund hierfür ist ein Überschlag des Blitzes in das Stromnetz, da entweder in der Nähe des Antennenkabels normale Stromleitungen verlaufen, die gegen solche Ströme nicht ausreichend abgeschirmt sind oder weil ein am Kabelnetz angeschlossenes Gerät zusätzlich mit dem Stromnetz verbunden ist (z.B. Receiver, Fernseher). In solchen Fällen wandert der Blitzstrom durch das Antennekabel in das Gerät und schlägt dort in das Netzkabel, über welches es dann den Weg in das Stromnetz findet. Die Folge sind zerstörte Geräte, beschädigtes Mauerwerk, Verfärbungen an den Wänden sowie in vielen Fällen auch Brände. Glimpflicher verlaufen in der Regel Einschläge in das Freileitungsnetz. Solchen Schäden könnt Ihr am besten vorbeugen, wenn Ihr alle elektrischen Geräte vom Stromnetz trennt. Bei Geräten mit SAT- oder Internetverbindung zieht neben dem Netzstecker auch Antennen- und Netzwerkkabel! Lasst die Finger vom Telefon!
Trifft der Blitz direkt das Dach, hat solch eine Einschlag mit ziemlicher Sicherheit einen Brand zur Folge. Einen Einschlag merkt man oft gar nicht und deswegen untersucht nach schweren Gewittern das Haus. Schaut Euch vor allem das Dach, da meistens zunächst dieses beginnt zu brennen. Achtet im Gebäude auf Brandgeruch, Feuerschein, Rauchentwicklung oder Knistern. Haltet in jedem Falle einen Feuerlöscher bereit!
Haltet Euch des Weiteren nicht direkt unter dem Dach auf und haltet die Fenster am besten geschlossen. Verzichtet des Weiteren auch auf ein Bad oder eine Dusche, denn der Blitz findet seinen Weg sowohl durch geöffnete Fenster, als auch durch Wasserleitungen.

© C. Müller

 



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